„Dro­gen töten – Weg­schau­en auch.“

Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Kat­rin Fey for­dert Ent­stig­ma­ti­sie­rung und bes­se­re Ver­sor­gung für sucht­kran­ke Men­schen.

Am 21. Juli ist der bun­des­wei­te Gedenk­tag für ver­stor­be­ne Dro­gen­ge­brau­chen­de. Auch im Kreis Sie­gen-Witt­gen­stein erin­nern Sucht­hil­fe­ein­rich­tun­gen an die vie­len Men­schen, die auf­grund ihrer Sucht­er­kran­kung ver­stor­ben sind. Kat­rin Fey (Die Lin­ke) bedankt sich bei den Organisator*innen der Gedenk­ver­an­stal­tung im Kreis­kli­ni­kum und betont: Betrof­fe­ne ster­ben meist nicht allein an der Sub­stanz, son­dern auch durch Aus­gren­zung, Armut und feh­len­de Hil­fe.

„Jeder Mensch, der durch eine Sucht­er­kran­kung ver­stirbt, ist einer zu viel“, erklärt Fey. „Sucht ist kei­ne mora­li­sche Schwä­che – sie ist eine Krank­heit. Und sie ist häu­fig Aus­druck von Armut, Aus­gren­zung und feh­len­der Unter­stüt­zung. Wer Hil­fe sucht, darf nicht auf Stig­ma oder über­las­te­te Struk­tu­ren tref­fen.“

Fey ist als stell­ver­tre­ten­des Mit­glied im Gesund­heits­aus­schuss des Deut­schen Bun­des­tags unter ande­rem für Dro­gen­po­li­tik zustän­dig. In die­ser Funk­ti­on for­dert sie einen grund­le­gen­den Kurs­wech­sel in der deut­schen Dro­gen- und Gesund­heits­po­li­tik: „Dro­gen­po­li­tik ist immer auch Sozialpolitik.Wir brau­chen ein Hil­fe­sys­tem, das nie­man­den zurück­lässt – weder aus Angst noch aus Armut oder Scham.

„Jede*r kann in eine Abhän­gig­keit rut­schen“, sagt Fey. „Wer es wie­der her­aus­schafft und wer nicht, hängt dage­gen oft von finan­zi­el­len Res­sour­cen, Bil­dungs­stand, Fami­li­en­si­tua­ti­on etc. ab“. Das müs­se sich drin­gend ändern. „Nur wenn wir die struk­tu­rel­len Pro­ble­me und sozia­len Risi­ko­fak­to­ren hin­ter Sucht­er­kran­kun­gen erken­nen, kön­nen wir sie effek­tiv bekämp­fen.“

„Nicht allein die Sub­stanz tötet – oft ist es auch das Weg­schau­en, das Weg­bre­chen von Hil­fe­sys­te­men, die Ableh­nung durch die Gesell­schaft.“, so Fey.

Zu den kon­kre­ten For­de­run­gen, die sich aus die­sem Ansatz ablei­ten, gehö­ren u.a. der Aus­bau nied­rig­schwel­li­ger Hilfs­an­ge­bo­te, etwa durch bes­se­re finan­zi­el­le und per­so­nel­le Aus­stat­tung von Sucht­be­ra­tungs­stel­len, die Ent­kri­mi­na­li­sie­rung und Ent­stig­ma­ti­sie­rung von Kon­su­mie­ren­den, flä­chen­de­cken­de Drug-Che­cking Ange­bo­te zur früh­zei­ti­gen Erken­nung beson­ders gefähr­li­cher Bei­mi­schun­gen in den Sub­stan­zen, die Wei­ter­füh­rung und Moder­ni­sie­rung der Sub­sti­tu­ti­ons­pro­gram­me sowie die För­de­rung wirk­sa­mer, wis­sen­schafts­ba­sier­ter Prä­ven­ti­ons­pro­gram­me.

„Wir brau­chen Auf­klä­rung auf Augen­hö­he – nicht erho­be­ne Zei­ge­fin­ger. Jugend­li­che müs­sen wis­sen, wel­che rea­len Risi­ken mit Sub­stan­zen wie Can­na­bis ver­bun­den sind – etwa das stark erhöh­te Schi­zo­phre­nie-Risi­ko. Wer jun­ge Men­schen, die aus Über­for­de­rung und Not zu Sucht­mit­teln grei­fen, pau­schal ver­ur­teilt und stig­ma­ti­siert, wird sie aber nicht errei­chen“, so Fey. Für eine glaub­wür­di­ge und wirk­sa­me Prä­ven­ti­on brau­che es zudem gute Fort­bil­dungs­an­ge­bo­te für Schul­so­zi­al­ar­beit und Lehr­kräf­te.

Fey, zur­zeit außer Lan­des, rich­tet den Organisator*innen der Gedenk­ver­an­stal­tung im Kreis­kli­ni­kum ihren Dank schrift­lich aus und betont: „Ich dan­ke den Teams der Sta­ti­on 08 und der Sub­sti­tu­ti­ons­am­bu­lanz, aber auch allen Sucht­be­ra­tungs­stel­len und ambu­lan­ten Hilfs­an­ge­bo­ten – ob haupt­be­ruf­lich oder ehren­amt­lich. Ihre Arbeit ist oft unsicht­bar, aber sie ist unver­zicht­bar. Sie ret­ten Leben und geben Men­schen eine zwei­te Chan­ce. Das ver­dient nicht nur Respekt, son­dern auch poli­ti­sche Rücken­de­ckung und ver­läss­li­che Finan­zie­rung.“ Genau dafür wol­le sie sich in den nächs­ten Jah­ren best­mög­lich ein­brin­gen.

In Ver­tre­tung für Kat­rin Fey sprach eine Mit­ar­bei­te­rin bei der Gedenk­ver­an­stal­tung ein Gruß­wort.